1929 Bürgermeisterwahl
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Melodie: “Ich bin der Dr. Eisebarth “ !
Werngeser Bürgermeisterwahl 1929
Von Julius Lippert und Dietrich Reibeling, Wernges
1)
In Wernges ist Bürgermeisterwahl
Und wer die Wahl hat, hat die Qual
Drei Kandidaten sind schon viel
Doch will ein vierter auch zum Ziel.
2)
Der erste Wahlgang hat gezeigt
Wo sich des Dorfes Will hinneigt
Doch manchen will’s nicht in den Sinn
Weil er denkt an den großen Gewinn.
3)
Es ist ein Spruch von alters her
Wer Sorgen hat, hat auch Likör
Drum lasst Euch dieses nicht verdrießen
Und Tut’s mit einem Schluck genießen.
4)
Ein jeder hat sich’s gleich gedacht,
Dass noch ne Stichwahl wird gemacht.
Doch mit den Geschickes Mächten
Ist kein ew’ger Bund zu flechten
5)
‘s ist heute schön in diesem Staat,
Ein jeder sein’n Berater hat
Nach Lauterbach, das ist nicht weit
Hin kommt man noch zur Mittagszeit
6)
Und in der allerletzten Stund’
Dringt die Kunde durch die Rund’
“Diehl tritt zurück als Kandidat“
Das ist ein Hohn doch diese Tat.
7)
Montags ist so manches gescheh’n
Man tat sogar zum Maurer geh’n
Und trotz der Kälte und dem Duft
Schafft jeder seinem Herzchen Luft.
8)
An der ganz gemeinen Sache
Ist leider gar nichts mehr zu mache
Die Zukunft wird es ja dann lehren
Wen wir als Oberhaupt verehren
9)
Gar mancher hat sich’s überlegt
Und heimlich auch den Wunsch gehegt
Er möchte Bürgermeister sein
Wenn auch die Bezahlung noch so klein.
10)
Ei, beinah hätt’ ich’s ganz vergessen
Dass neulich einer ausgemessen
Wo er stellt hin die große Schränk
Und auch noch Platz bleibt für die Bänk.
11)
Trotz der ersten Wahlgangslehren
Ließ sich der Georg Krug betören
Er nimmt auf sich die ganz Blamage
Dazu gehört doch auch Courage
12)
Bei samt der großen Willensstärke
Tut man auch noch was anders merke
Ganz kurz will ich’s Euch gleich verraten
“Ein Mann ein Wort“ kann niemand schaden
13)
Ein jedes Ding das hat zwei Seiten
Betracht Euch nur die Einigkeiten
Vor kurzem konnten sie sich nicht riechen
Jetzt tun sie all in ein Sack kriechen.
Bevor wir jetzt nach Hause geh’n
Woll’n wir uns einige Wähler beseh’n
Wernges hat én paar Orginale
Die sind nicht gut mit Geld zu bezahle.
15)
Ein jeder kennt den Heiches-Fritz
Der sich erlaubt so manchen Witz
Trotz der großen Wahlkampfwirren
Ließ er sich durch nichts beirren.
16)
Doch haben wir noch seinen Galane
Im Wahlgang war’s ne Wetterfahne
Es ist ja auch ne heikle Sache
N’em jedem kann man’s nicht recht mache.
17)
An’s Siegen glaubt der Nollefritz
Und Schafft sich manchmal in die Hitz
Doch sein Gemüt das ist nicht schlecht
Ihm ist auch Bredches Heinche recht.
18)
Am Saurasen wohn der Heinrich Keutsch
Sein Denken und die Sprach ist deutsch
Macht aus sein’m Herz kein Mördergrube
Und sagt’s den Alten und den Bube
19)
Dem Köhlervelde ein jeder ehrt
Doch manchmal er sein Haupt beschwert
Nächstens wird das nicht mehr sein
Es gibt ja ein Konsumverein.
20)
Herr Döring aus dem Maarer Grund
Hat neulich mal bald Muskelschwund
Und trotz dem friedlichen Agatier‘n
Schiens doch als tät er die Ruh verlier’n
21)
Wirtshanns vor dem Berg da oben
Tut die Geschichte auch nicht loben
Bei all dem großen Missgeschick
Schrickt er vor keinem Kampf zurück.
22)
Sein Nachbar in dem anderen Garten
Tut seine Schuldigkeit mit Worten
Den Wähler auf der Ofenbank
Greift’s an, das er davon wird krank
23)
In der Näh vom “teuren Leiterhaus“
Da ist der Eulersch Schorsch im Haus
Den Branntwein trinkt er gern und zünftig
Doch manchmal ist er unvernünftig.
24)
Wenn Wernges auch keine große Stadt
An Ereignissen es doch viele hat.
So wird zur Zeit auch was gemunkelt
Am besten ist’s es bleibt verdunkelt
25)
Nach den stattgefundnen Wählen
Könnt ich so manches noch erzählen
Ich bin doch nicht so arg gehässig
Und schrieb mein Verschen daher mäßig.
26)
Doch einen Rat möchte ich Euch geben
Tut mehr in Eintracht Ihr jetzt leben
Damit die nächste Wiederwahl
Nicht wird so eine große Qual.