Kirchenchor 60
Chronik
Im November 1952 wurde der Kirchenchor vom damaligen Pfarrer, Herrn Erich Kluska, ins Leben gerufen. Zu den ersten Übungsstunden kamen ca. 25 Frauen und Männer. Im Laufe der Zeit bildete sich daraus eine Stammgruppe, zu der nach und nach weitere Jugendliche nach ihrer Konfirmation hinzukamen. Der erste öffentliche Auftritt in der Kirche war am Karfreitag 1953. Ziel des Chores ist es, an Feiertagen, Geburtstagen und sonstigen Anlässen zu singen.
Weiter nahmen wir an Kirchenchortagen, Weltgebetstag der Frauen teil. Gerne haben wir auch in den Nachbargemeinden Maar, Wallenrod und Willofs gesungen. Gemeinsam wurden Lieder mit dem Kirchenchor Maar und dem Chor ConTakte gesungen.
Fehlten in einem Chor mal Stimmen, half man sich gerne gegenseitig aus, Maarer nach Wernges und umgekehrt. Auch Sänger aus dem Chor ConTakte halfen gerne bei uns aus.
2011 konnten wir wieder zwei Jungsänger nach ihrer Konfirmation für unseren Chor begeistern.
Zurzeit besteht der Chor aus 16 aktiven Sängern: Sopran 7, Alt 2, Bass 3, Tenor 5 und unserer Chorleiterin Sabine Pöhlmann. Wir treffen uns mittwochs um 20:15 Uhr. In den Proben ist eine familiäre Stimmung. Wir sind eine kleine eingeschworene Gemeinschaft. Unsere Proben sind informativ und lehrreich und die reinste Rezeptbörse für fast vergessene Gerichte und das Neueste vom Kuchenmarkt. Wir haben viel Spaß.
Wir würden uns freuen, neue Sängerinnen und Sänger in unserer Mitte begrüßen zu können. Es kann ganz schnell gehen und eine 60 Jahre alte Tradition geht zu Ende. Dass etwas fehlt, merkt man erst, wenn es nicht mehr da ist.
Annelise Hedtrich u. Udo Döring
1959 1970
Eine Chorprobe
Mittwochs um Viertel nach acht ist Kirchenchor. Leider nie pünktlich. Die andern, die überziehen immer. Es reicht vollkommen, wenn man sich erst um Viertel nach auf den Weg macht. Kurz vor halb können wir erst rein, aber erst nachdem wir die andern sanft rausgeschoben haben.
Endlich können wir loslegen. Wir haben uns eine Woche nicht gesehen und es gibt viel zu bereden. Gerade mit den wichtigen Gesprächen begonnen, da stört auch schon Sabine - drei Mappen und der alte Gölz.
Erschrocken fragen wir uns, was sie da wieder ausgegraben hat. Ein Lied, das keiner kennt, aber vor drei Jahren schon gesungen wurde. Das können wir ruhig mal wieder singen, die Gemeinde kann sich bestimmt nicht erinnern, wir ja auch nicht.
Nun muss der Sopran üben, die beiden in der ersten Reihe kommen fast immer zu spät, Regina hat eine große Landwirtschaft, Heike hat einen großen Garten und eine gut bestückte Waschmaschine.
Hinten rechts sitzt Annelise, die Chefin vom Chor, die kümmert sich um die Noten und was wir wann gesungen haben und singen werden. Leider findet sie nicht immer ihre Einträge, da es mehrere „kleine Büchlein drein“ gibt. Mit ihrem Schriftkram verpasst sie manchmal den ersten Vers des Liedes. Neben der Chefin sitzt Marianne, wie ihr Vater wohl schon früher, eine Pessimistin, singt gerne und gut aber möchte es lieber lassen- meint meistens: "Doass ess noch zu nau. Mir komme nedd so hoch. Mir siie noch nedd so wieed." Die Christel daneben ist ähnlich, sie versucht dem Chor einzureden, dass wir noch länger an dem Stück üben sollten. Sie versteht wohl nicht, dass Weihnachtslieder schlecht an Ostern passen.
Dann kommt Elfriede - meistens zu spät. Sie hat wie ihre Tochter in der ersten Reihe auch viel in der Landwirtschaft zu machen. Nun noch die Emmy, ausgeglichen, ruhig und immer pünktlich. Sie ist die Ruhe in Person und mit ihrem herzlichen Lachen steckt sie den ganzen Chor an.
Wenn der Sopran übt, ist Zeit für Alt, Tenor und Bass sich wieder den wichtigen Gesprächen zu widmen. Sabine meint, unser Reden stört. Eigentlich stört eher das Singen, aber das versteht Sabine nicht. Sie steht da vorne alleine und hat ja keinen zum Reden.
Endlich kann der Sopran reden, denn nun muss der Alt singen.
Der Alt singt echt gut, zwar „schief“, aber so soll es auch sein. Dann regt sich die Sabine auf, weil die „schief“ singen. Die Petra im Alt ist sehr kreativ mit ihrer Notenwahl, versucht Lieder neu zu gestalten. Wir finden das gut, Sabine nicht.
Anni regt sich auf, wenn Sabine nur 3 Verse eines Liedes singen will, dann meint sie immer, "Dee hat nur Ongst see greecht de Kless net goar." Sabine quält den Alt gerne und das tut uns anderen weh und den beiden "Alten" erst recht. Wir feuern sie dann an und zeigen so unsere Unterstützung.
Wenn Sabine den Alt genug gequält hat, kommt der Tenor dran.
Endlich können Alt und Sopran Wichtiges bereden. Wer hat was gekocht? Wer will was kochen? Und die neuesten Rezepte vom Kuchenmarkt gibt es dann auch noch.
Unser Tenor hat eigene Regeln, kann der Udo mal nicht, so muss er dem Hans Bescheid geben, dann kann der Hans auch nicht.
Nun haben die im Tenor zwei neue, den Johannes und den Markus. Der Johannes wackelt immer mit dem Stuhl. "Das nervt“, sagt sein Opa Hans. Das kann auch stimmen, denn er hat vorher im Alt gesungen. Die hat das Wackeln wohl so genervt, dass er nun im Tenor singen muss.
Der Markus, der braucht immer Noten wie sein Opa Gerhard, obwohl der Opa die Lieder alle kann. Markus war erst im Bass und ist dann in den Tenor gekommen. Udo sitzt in der Mitte, er hat keinen Opa im Tenor und braucht auch meistens keine Noten. Besser wäre es, da er kreativ mit seiner Textwahl ist. Unser Gerhard braucht immer Noten, bei neuen Liedern kann man das verstehen, aber bei den alten Liedern? „Gerhard, da brauchst du keine Blätter. Das können wir auswendig!“
So kann der Tenor während des Singens mit dem Alt flirten.
Gegen Viertel vor neun kann nun auch der Bass singen, denn endlich ist der letzte Schriener auch da. Im Bass gibt’s 3 Schriener, den Hans und den Stefan von oben und den Jürgen von unten. Bevor der Bass singen kann, muss man ihn erst wecken.
Hans ist immer pünktlich, so kann er die Zeit für ein kurzes Nickerchen nutzen. Wenn Stefan pünktlich ist, macht er wie Hans auch ein Nickerchen. Ist Jürgen pünktlich, kann keiner schlafen, denn es wird geredet. Jürgen ärgert immer die Petra vom Alt. Wenn die Bässe mit Singen anfangen, haben die meistens erst mal die falschen Notenblätter, dann haben die im Bass auch unterschiedliche Noten auf den Blättern. Sie sind wie der Alt kreativ in ihrer Notenauswahl und versuchen gerne Neues, aber die Sabine mag das nicht. Man sagt, sie wäre früher nicht so gewesen. Sabine mag den Bass. Die reden nicht so viel, wenn sie schlafen.
Wir haben eine Chorleiterin, wegen der Frauenquote, die es in Wernges schon in den Fünfzigern gab. Sabine quält uns schon über 30 Jahre. Als Chorleiterin ist Sabine schon ganz gut, sie hat viel von uns gelernt. Wenn sie mit uns anfängt, ist sie meistens gereizt. Sie hat erst mit dem Chor ConTAKTe geübt und die sind noch nicht so gut wie wir, weil die ja noch nicht so lange singen. Dann will Sabine immer wieder neue Lieder einstudieren. Das finden wir ja nicht so gut, da wir so schöne und viele alte Lieder haben und die viel besser können. Wir müssen uns dann fügen. Sabine hat hier das Sagen. Aber wenn uns ein Lied nicht gefällt, lassen wir das schon mal verschwinden. Sabine ist dann sauer, aber wir können ein von uns gewolltes altes, schönes und bekanntes Lied singen.
Sabine ist nicht immer freundlich zu uns und wir kommen ja auch nur zum Singen, weil es Wichtiges zu bereden gibt. Wenn jemand Geburtstag hat, gibt es etwas Süßes. Manche bringen Eis mit oder andere Leckereien.
Reichlich gibt es aber immer Mohnköpp. Da sind wir alle scharf drauf. Bevor nun Falsches gedacht wird, nein, wir nehmen keine Drogen. Das mit den Mohnköpp ist eine alte Tradition von früher her, als noch in Pedesch geübt wurde. Die sind damals nur in den Chor wegen der Mohnköpp gegangen. Später ging man in den Chor, weil man so mit 14 schon in die Wirtschaft gehen konnte. Die Tradition wurde geändert, statt Mohnköpp gab es Eis und man trank angewärmtes Bier. Zum Glück war das mit dem warmen Bier kein Zwang.
Eis für alle, von wegen. Früher wurden nur die guten Sänger belohnt. Die andern hatten das Nachsehen.
Unsere Weihnachtsfeier war immer donnerstags vor dem 2. Advent. Da gab es abends Torten, das Neuste an Kuchen was auf dem Markt war. Zu allen Torten gab es auch Rezepte dazu.
Udo Döring
Nach der Probe bei Pedesch Weihnachtsfeier im DGH
Kirchenchor Wernges feiert 60-jähriges Bestehen
Am 30. September 2012 (Erntedankfest) feierte der Ev. Kirchenchor Wernges sein
60-jähriges Bestehen.
Der Gottesdienst, gehalten von Dekan Stefan Klaffehn, wurde musikalisch vom Kirchenchor und dem Chor „Contakte“ begleitet. Dem Kirchenchor Wernges gehören zur Zeit 17 aktive Sänger an von denen einer noch zu den Gründungsmitgliedern zählt.
Für langjährige Mitgliedschaft wurde folgenden Mitgliedern die goldene Nadel und eine Urkunde vom Landeschorverband von Dekan Klaffehn überreicht:
für 60 Jahre: Hans Hedtrich für 50 Jahre: Anni Hedtrich
Hans H. Hedtrich
Emmy Peter
Elfriede Zinn
Gerhard Zinn
Marianne Zinn
Karl Stöppler zählt ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern, kann aber aus gesund- heitlichen Gründen nicht mehr mitsingen.
Ein ehrendes Gedenken galt auch den verstorbenen Mitgliedern u. Dirigenten. Alle Geehrten bekamen ein Präsent in flüssiger Form und die Damen zusätzlich noch eine Rose. Dirigentin Sabine Pöhlmann wurde mit einem Blumenstrauß gedankt.
Am Ende des Gottesdienstes bekam jeder Besucher, wie in den Übungsstunden üblich, vom Geburtstagskind einen „Mohnkopp“.
Anschließend traf man sich im DGH zu Kaffee und Kuchen, der wie auch die Dekoration von Chormitgliedern u. freiwilligen Helfern vorbereitet wurde.
Zu Beginn begrüßte Hans Hedtrich die im Mutterschutz befindliche Pfarrerin Luise Berroth. Unter den Ehrengästen befanden sich auch die Ehepaare Trautvetter und Kleff. Ortsvorsteher Jürgen Hedtrich schloss sich den Glückwünschen an.
Frau Zeiger u. Frau Rühl vom Frauenchor Maar gratulierten dem Chor mit einem Präsent.
Udo Döring stellte eine Chronik über den Chor zusammen, die von Hermann Euler mitgestaltet und gebunden wurde. Es wurde unter anderem eine typische Chorstunde beschrieben, die unter den Zuhörern für viel Erheiterung sorgte. Udo und Hermann wurden mit einem Präsent für Ihre gelungene Arbeit belohnt.
Für die Organisation des Jubiläums wurde Annelise Hedtrich mit einem Blumenstrauß gedankt. Den vielen Helfern, die zum Gelingen der Feier beitrugen, wurde gedankt.
Während des Nachmittages hatte man viel Gelegenheit, um über alte Zeiten zu plaudern. Es war eine gelungene Feier, bei der sich auch das Wetter von seiner schönsten Seite zeigte.
Stefan Hedtrich