Maibaum oder Strohpuppe
Maibaum oder Strohpuppe
Bis in die Fünfzigerjahre werden in Wernges die Mädchen am 1. Mai, dem Tag nach der Walpurgisnacht, sicherlich morgens etwas früher aufgestanden sein, um nachzusehen, ob sie einen Maibaum bekommen hatten. Das war ein geschmücktes Birkenbäumchen, das in der Nacht am Haus angebracht worden war.
War ein junger Mann in ein Mädchen verliebt, traute sich aber nicht seiner Angebeteten dies zu sagen, so konnte er so seine Liebe kundtun. Von wem der Maibaum war, das blieb in dem kleinen Dorf natürlich kein Geheimnis. An der Reaktion des Mädchens erkannte der Verehrer dann, ob seine Bemühungen Erfolg versprechend waren.
Statt des Maibaums konnte aber auch eine Strohpuppe an der Haustür stehen. Die war dann meist von einem verschmähten Liebhaber. Oder die junge Dame war unnahbar und wies alle Annäherungsversuche der männlichen Dorfjugend ab. „Wenn dir keiner recht ist, dann musst du dich mit dem Strohmann begnügen.“ Das war die Aussage.
In meinem Geburtsort Birkenbringhausen wurden Mädchen, die mit dem Heiraten oder einer festen Beziehung zu lange warteten, sogar ausgepeitscht. Allerdings nur akustisch. Die jungen Männer stand dann vor dem Haus und knallten mit ihren Peitschen, dass es durchs ganze Dorf schallte.
Liebespärchen, die glaubten, sie könnten ihre Beziehung geheim halten, bekamen ein Pädche (Pfad – Pfädchen) gestreut. Dieser Pfad aus Sägemehl oder Kalk verband die beiden Häuser der Liebenden.
Außer den Eltern des Pärchens wusste vermutlich das ganze Dorf von der Verbindung.
Dieser Brauch wurde später noch vorübergehend in der Nacht zum Pfingstsonntag praktiziert.