Siebenjähriger Krieg - Wernges

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Siebenjähriger Krieg

GESCHICHTE > Soldaten in Wernges
Der Siebenjährige Krieg
Gefecht bei Koßdorf Ben Jochai 1761 Schlacht zwischen österreichischen und preußischen Truppen 1760

Der im Jahr 1745 zwischen Preußen und Österreich geschlossene Friede hatte keinen Bestand. Maria Theresia wollte Schlesien von Friedrich II. zurückgewinnen. Sie ging Bündnisse mit Russland und Frankreich ein, um den nächsten Krieg vorzubereiten und dabei Preußen zu isolieren. Friedrich II. reagierte mit einem Präventivschlag.
In diesem Krieg kämpften Österreich, Frankreich und Russland gegen Preußen.
Der Krieg wurde erst 1763 beendet. Friedrich II. hatte unter gewaltigen Verlusten gesiegt und Österreich musste auf Schlesien verzichten.


Wie es den Werngesern in diesem Krieg erging, darüber gibt es umfangreich schriftliche Überlieferungen von Joh. Valentin Jahn. Neben den privaten Ereignissen aus Familie und Landwirtschaft schildert er auch auf 13 Doppelseiten die kriegsbedingten Vorfälle von 1759 bis 1763. Ob man es mit Verbündeten oder feindlichen Soldaten zu tun hatte, das spielte offensichtlich keine Rolle. Immer hatten die Werngeser zu leiden: Beschlagnahmungen, Zwangslieferungen und Fahrdienste, Flurschäden, Quartier für die Soldaten, Diebstahl, Plünderungen, Erpressung, ...  

Der Text von Joh. Valentin Jahn ist nur schwer zu entziffern (s. Foto am Ende). Das brauchte ich auch nicht, denn Udo hatte das bereits erledigt. Die folgenden Auszüge habe ich von ihm.


1759 (insg. 5 Seiten)
Den 2 April haben die Werngeser 300 Rationen Heu auf Stockhausen liefern müssen. ...
Den 19 April 68 Rationen halb Heu halb Stroh nach Lauterbach geliefert worden ...
Den 20 April sind wir nach Lauterbach gefahren und haben Blessierte (Verwundete) aufgeladen und nach Kassel geliefert. ...
Zu Kassel haben wir Hafer geladen und nach Wetzlar geliefert. Da sind wir den 1 Mai abends wieder kommen sind ausgeblieben 11 ½ Tage, 3 Wagen ...
Den 20 Juli hat die Gemeinde Wernges 13 Mann Franzosen in Quartier gehabt eine Nacht. ...

Den 3 November sind 5 schwarze Husaren nach Wernges gekommen und haben übel Haus gehalten …

die Werngeser 5 Fl. gegeben da sind sie wieder fort gemarschiert. ...

Den 26 November sind 86 Rationen Hafer und 200 Rationen Heu jedes 13 Pfund an die Franzosen nach Lauterbach geliefert worden. ...
Den 11 Dezember sind 30 Rat. Hafer und 60 Rat. Heu nach Eisenbach geliefert worden. ...
Den 11 und 12 Dezember ist ein Durchmarsch von Hessen
hierdurch gegangen der hat das Wernges über 100 Güldenen kostet sie haben 4 neu beschlagene Wagenräder mitgenommen und haben die Ochsen alle mitgenommen und haben sie nicht losgegeben bis die Leut mit Geld alles kauft haben. ...


1760
(insg. 4 Seiten)
Den 23 Juni hat die Hessenarmee da bei dem Johannisfeld angefangen und gestanden durch das ganze Maar bis zur Bieles Kuppe. ...
Den 3 Juli ein Durchmarsch von Husaren und Jägern … Latten aufgebrochen ist alles herausgenommen und die haben gestohlen wie die Spitzbuben. ...
Den 22 November haben die Werngeser 12 Franzosen... im Quartier gehabt und haben einen starken Durchmarsch von Franzosen... gehabt. ...
Den 23 November sind 20 Franzosen ... eine Nacht da geblieben. ...

1761
(insg. 3 Seiten)
Den 1 Januar haben die Werngeser ... geliefert 500 Rationen Heu 500 Rationen Hafer die Ration Heu 12 Pfund 103 Ration Hafer ...
Den 26 Januar ist ein Regiment Franzosen hier durch marschiert die haben 8 Paar Ochsen mit ... bis nach Lauterbach. ...
Den 17 Februar ist des Predigers (Schwiegersohn) Anna Barbara geboren den 18 getauft. ...
dem 25 Februar haben da einmarschiert ein ganz Regiment Hannoveraner Soldaten. ...

Den 6 März sind wieder 12 Paar Ochsen angespannt worden 8 Paar nach Fulda 4 Paar nach Alsfeld 7 Paar sind 4 Tage ausgeblieben 4 Paar 6 Tage. ...
Den 7 März haben die Werngeser geliefert 50 Mesten Haber und 100 Rationen Heu
Den 19 März haben die Werngeser den Hessen geliefert 260 Rationen Hafer und 260 Rationen Heu den Hafer mit dem Heu 10 Pfund und haben 7 Wagen mit 21 Paar Ochsen mit fort geschickt auf Kirdorf. ...
Den 3 April haben die Franzosen 1 Paar Ochsen mitgenommen nach Stockhausen den 4 wieder kommen sind ausgeblieben 1 Tag. ...
Den 14 April haben die Werngeser nach Lauterbach geliefert 69 Rat. Heu 60 Rat. Hafer 60 Rat. Stroh das Heu 18 Pfund das Stroh 10 Pfund Haber mest 3 ...
Den 4 Mai haben die Werngeser ein Geschock Rickenstroh nach Lauterbach geliefert an die Franzosen. ...
Den 23 Mai haben die Werngeser 20 Franzosen im Quartier gehabt. ...
Den 26 Juni ist ein Regiment Franzosen wieder durchmarschiert und haben ein Wagenrad mit genommen und 3 Paar Ochsen ein Tag ausgeblieben. ...
Den 30 August ist ein starkes Wasserflut gewesen die hat den ganzen Wiesengrund vor Grebenau und hat das Grummet und den Flachs mit genommen. ...

1762
(insg. 9 Seiten)
Den 20 Mai haben die Werngeser 100 Artilleriepferde im Quartier gehabt eine Nacht. ...

Den 2 August haben die Werngeser 200 Pfund Brot an die Hessentruppen  geliefert nach Lauterbach. ...
Den 23 August ist die große Armee bei und vorbei marschiert das wir dann bis den 28 alle Tag im Quartier gehabt und das nicht wenig da ist die Hafer und Heu Lieferung ohne Zahl gewesen doch das war unser Glück das alle Frucht bis auf den ??? in der Scheune waren Kartoffel und Kraut aber worden so sehr ruiniert das bei Zeit so kein übler Zustand ist gewesen da hat man müssen ??? (Geist?) aufgeben … es schien als wenn es ganz aus wäre. ...
wie die große Armee an dem Maarer Feld stund da haben sie die Schäferhütten mit den Rädern verbrannt die Hürden alles miteinander das die Schäfer am freien Feld haben müssen halten die Nacht die Pflüge und Eggen was am Feld war haben sie all verbrannt. ...
Den 28 September haben die Werngeser 5 Mesten Hafer zu 30 a. und für 30 Mann zu Essensversorgung auf die Wiesen müssen bringen und 7 R. Heu an die Hessen Jäger und Husaren. ...
Den 29 September wieder 11 mesten Hafer 22 R. Heu und wieder 30 Mann zu essen gegeben. ...
Den 6 Oktober haben die Werngeser müssen liefern in der Nacht 200 Rat. Hafer und 200 Rat. Heu 8 Laib Brot nach Lauterbach an die Hessen.
Den 10 Oktober haben die Werngeser geliefert500 Rat. Hafer und 500 Rat. Heu nach ...
Den 16 Oktober gaben die Werngeser müssen liefern nach ... 900 Rat. Hafer 900 Rat. Heu 900 Rat. Stroh an die Braunschweiger Reiter und haben mit 16 Wagen müssen dahin fahren. ...
Den 23 Oktober 300 R. Hafer und 300 R. Heu 300 Rat. Stroh mit 6 Wagen bleiben alle mal aus 3 Tage nach ???
Den 28 Oktober 250 Rat. Haber 250 Rat. Heu 250 Rat. Stroh der Hafer ½ mest zu 1 R. ...
Es folgt eine sehr umfangreiche Aufzählung von Zwangsabgaben im November.

1763
(insg. 3 Seiten; eine Kopie ist am Schluss des Textes)
Mit dem Anfang diesen Jahres hat sich nun der Friede gezeiget der liebe Gott erhalten muß. Dieweil wir loben den lieben Frieden. Durch die vielen Lieferungen ist ein solcher Mangel unter das Vieh geraten welcher nicht zu beschreiben ist und schwere Teuerung ist entstanden. …
Heu und Stroh ist nicht zu bekommen ...
Am 24. April ist auf den Sonntag Jubilate das Dank- und Friedensfest in unserem Land gewesen, dabei ich mich erinnere, was wir in der Zeit von sechs Jahren manchmal für Ängsten und Schrecken haben ausgestanden. Da will ich Gott von Herzen danken, denn in den Jahren 1760/61/62 da hat man das Notdürftigste an Samen und Frucht in die Erde gegraben, um etwas davonzubringen, und doch ist es manchmal herausgeholt worden und weggenommen. ...
In diesem Jahr ist eine Veränderung mit dem Geldabsetzen, dass man am Abend nicht weiß, was für Geld am Morgen noch gilt, und dass das Geldabsetzen noch schlimmer geschätzt wird, wie der gewesene Krieg, den wir erlebt haben. ...
In diesem Jahr sind viele Leute von Wernges nach Russland gezogen.


Aus dem Tagebuch von Joh. Valentin Jahn


Anmerkung

Aus Udos Ahnenforschung geht hervor, dass „Halb-Wernges“  Joh. Valentin Jahn als direkten Vorfahren hat. Erstaunlich ist das nicht, denn früher heiratete man meistens innerhalb des Dorfes. Der lange Fußweg zum anderen Ort verhinderte oder erschwerte eine dauerhafte Liebesbeziehung. Hinzu kommt, dass viele Ehen von den Eltern der Brautleute "verkuppelt" wurden. Da standen die Belange des Hofes sicherlich an erster Stelle. Eine hübsche Alleinerbin aus Udenhausen war für einen Werngeser Hoferben und dessen Eltern selbst dann keine gute Partie, wenn sie reichlich Ackerland besaß. Die Felder waren zu weit entfernt. Bei einem Mädchen aus Maar war durch Feldertausch schon eher etwas möglich. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die alteingesessenen Werngeser wahrscheinlich alle zumindest weitläufige Verwandte in Maar haben.    
Direkte Nachkommen von Joh. Valentin Jahn  gibt es bei Jahns, Stöpplesch, Käßches, Bechts, Heiches, Fritzes, Schrienesch, Ochses (Krüger), Greddes, Stezes, Schnieresch, Pauls, Gaddewahls, Wödds, Ochses (Wettlaufer, Pluta), Schomeiesch, Schmeds, Pedesch, Diggeds, Schmedches



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