Hofbäume
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Hofbäume
Auf Bauernhöfen pflanzte man früher einen Hofbaum. Beliebt waren Linde, Eiche, Esche, Kastanie und Ahorn. Obstbäume wurden nicht als Hofbäume angepflanzt.
Wenn man vom Schatten absieht, brachten diese Bäume keinen Nutzen. Die Wertschätzung der Hofbäume geht vermutlich auf die mythische Baumverehrung unserer germanischen Vorfahren zurück. Das Wohlergehen der Menschen und Tiere des Hofes war mit dem Gedeihen des Baumes verbunden. Man glaubte, dass dieser mit seinen geheimnisvollen Kräften Haus, Hof, Mensch und Tier beschützt. Umgekehrt musste man mit der Strafe der Baumgeister oder Götter rechnen, wenn man den Baum verletzte.
Die berühmte Donareiche bei Geismar war dem germanischen Donnergott Donar geweiht. Niemand hätte es gewagt auch nur ein Blatt abzureißen. Aber dann kam Bonifatius. Er ließ die Eiche fällen und die erwarteten Blitze des Donnergottes blieben natürlich aus. Bonifatius wusste, dass uns von Göttern und Geistern keine Gefahr droht.
Gefährlich sind nur Menschen, die sich berufen fühlen, den angeblichen Willen der überirdischen Mächte anderen aufzuzwingen. Diese "Heilsbringer" gab und gibt es allerdings reichlich.
Donar (Thor) Mit Baumfrevler? Winge 1872
Als Udo merkte, dass in Wernges die Anzahl der Hofbäume im Laufe der Zeit abnahm, hat er 2008 die letzten drei alten Hofbäume fotografiert. Seine Sorge war berechtigt, jetzt sind es nur noch zwei. Gründe für das Verschwinden der alten Hofbäume gibt es einige.
· Auch Bäume sterben oder werden morsch und müssen gefällt werden.
· Den großen Landmaschinen war der Hofbaum oft im Weg.
· Ordnungsliebende Bürger haben im Herbst ein riesiges Problem mit dem Laub.
Da gibt es die einfache Lösung mit Axt und Säge.
Zukünftiger Hofbaum?
Foto von Steffen
Bonifatius fällt die Donareiche Radierung (1781) von Bernhard Rode
Bei diesem Bild stand die Botschaft im Vordergrund. Die korrekte Darstellung war nicht von Bedeutung und wurde der Botschaft angepasst.
Natürlich hat Bonifatius die Eiche nicht selbst gefällt. Er ließ sie fällen.
Auch war er nicht allein. Nicht abgebildet sind z. B. die fränkischen (christlichen) Soldaten, die ihn und sein Gefolge beschützten. Ohne diese fremde Macht auf seiner Seite hätten die Chatten seine Tat verhindert und seine Missionserfolge wären wohl auch bescheidener gewesen.
Die Sachsen hatten sich der fränkischen Zwangsmissionierung widersetzt. Vor die Wahl gestellt "Taufe oder Tod" wurden Tausende umgebracht und starben als Märtyrer ihres Glaubens.
Das blieb unseren hessischen Vorfahren erspart. Viele ließen sich taufen und behielten heimlich ihren alten Glauben. Mit der Zeit stellte sich dann aber heraus, dass auch die germanischen Götter und Geister nur von fantasiebegabten Menschen ausgedacht worden waren. Für diese Religion als Märtyrer zu sterben, um dann in Walhalla aufgenommen zu werden, hätte wohl nicht geklappt.
Bonifatius starb als Märtyrer für seinen christlichen Glauben.