Hexennacht
Hexennacht
Eigentlich treiben die Hexen ja in der Walpurgisnacht (Nacht zum 1. Mai) ihr Unwesen, aber in Wernges geschieht dies in der Nacht zum Pfingstsonntag. Da passieren seltsame Dinge.
Gartentüren, Bänke, Blumentöpfe und manche andere Sachen sind am nächsten Morgen nicht mehr an ihrem Platz. Nach einigem Suchen findet man sie an ungeahnten Plätzen und muss alles wieder an den richtigen Ort bringen.
Bei ihrer letzten Aktion stellten die Hexen* einen uralten Bulldog vor den Kircheneingang.
Wie die Überwachungskamera zeigt, mussten sie den Traktor schieben, weil sie vermutlich keinen Führerschein hatten.
Wenn das neue Fahrrad am Wetterhahn* des Kirchturms hängt, ist das dann gar nicht so einfach. Es dauerte auch einige Tage, bis das neue Wahrzeichen wieder heruntergeholt wurde.
Vor sehr langer Zeit verschwand einmal ein ganzer Leiterwagen. Man hatte ihn auseinandergenommen, im Backhaus wieder zusammengebaut und obendrein noch mit Mist beladen. Dieser Streich wurde dann in anderen Orten dankbar aufgegriffen und kopiert.
Die „Hexen“, das waren natürlich die Jugendlichen des Dorfes, lebten nicht ganz ungefährlich. Beim Verstecken der „Fundsachen“ in einem Baum zog sich einer der Anführer einen Knochenbruch zu. Ein andermal wurden sie mit schmerzhaften Geißelhieben verscheucht.
Als Prinz, ein großer harmloser Hund, bemerkte, dass jemand sich bei Derres an der Abe-Tür zu schaffen machte, wollte er den nächtlichen Besucher freudig begrüßen. Was aber völlig missverstanden wurde. Aus Angst vor dem Hund ergriff der junge Mann die Flucht und rannte im Dunkeln ungebremst gegen einen Zaun.
Es gab auch raffinierte Abwehrmaßnahmen.
Derre Dres schmierte seinen Drehpflug an einigen Stellen mit Deckinfektionssalbe ein. Als Vatertierhalter brauchte er diese Salbe um seinen Deckbullen bei dessen Pflichterfüllung vor Infektionen zu schützen. Beim Umgang mit dieser Salbe war Vorsicht geboten. Bei Kontakt verfärbte sich die menschliche Haut intensiv und dauerhaft grün.
Am nächsten Morgen war der Pflug nur geringfügig verschoben. Aber gleich der erste Verdächtige, den Dres traf, fror angeblich so sehr an seinen Händen, dass er sich lange weigerte, seine Hände aus den Hosentaschen zu nehmen. Sie waren trotz mehrfachen Waschens leuchtend grün.