Brauchtum - Wernges

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

Brauchtum

Aus alter Zeit

Die Spinnstube

Vom Spätherbst bis zur Frühjahrsarbeit ging die unverheiratete Jugend abends in die Spinnstube. Man wechselte wöchentlich das Haus. Zuerst sammelten sich die Mädchen und später kamen dann die jungen Männer dazu. Das Spinnen am Spinnrad wurde im Laufe der Jahre allmählich vom Stricken abgelöst.
Wichtiger als die Arbeit mit dem Strickzeug war vermutlich das gesellige Beisammensein. Es wurde gesungen, gescherzt und man erzählte sich Gruselgeschichten. Von den Erwachsenen des Hauses erwartete man, dass sie sich möglichst früh legten (ins Bett gingen).   

Die jungen Männer kommen hoffentlich bald.

1939 Spinnstube bei Ochses

Die Gruselgeschichten von Hexen, Geistern und unheimlichen Begebenheiten hatten vermutlich auch das Ziel, die Mädchen ein bisschen in Angst zu versetzen, damit sie beim Heimweg auf männlichen Schutz angewiesen waren. Und wahrscheinlich spielten die Mädchen mit.
Meine Oma oder mein Onkel Fritz erzählten mir von einer unheimlichen Spinnstubenbegebenheit, die angeblich vor langer, langer Zeit in Wernges geschah.
Ein Mädchen behauptete in der Spinnstube, sie hätte keine Angst. Weder vor der Dunkelheit (Straßenlampen gab es nicht.) noch vor Geistern oder Hexen. Man zweifelte das an und fragte, ob sie sich trauen würde in der Dunkelheit alleine auf den Friedhof zu gehen und dort als Beweis, dass sie dort war, eine Rose von einem bestimmten Grab zu holen.
Sie traute sich. Aber man wartete vergebens auf ihre Rückkehr.
Schließlich besorgte man Laternen und ging zum Friedhof. Dort fand man sie. Sie war tot. In der Hand hielt sie die Rose.
Sie hatte sicherlich doch riesige Angst gehabt . Mit der Rose in der Hand wollte sie wohl schnell vom Grab wegrennen. Ihr langer Rock hatte sich aber im Rosenstrauch verfangen und hielt sie fest. Der Schreck, dass irgendetwas Unheimliches sie zum Grab zog, war so groß gewesen, dass sie an einem Herzschlag starb.
In der Schule erzählte ich diese Geschichte meiner 9. Klasse. Leicht gelangweilt sagte ein Junge: „Die Geschichte kenn‘ ich. Die ist bei uns im Ort auch passiert."

Häufig wurde in den Spinnstuben auch von Kopflosen erzählt, die um Mitternacht einsame Heimkehrer oder den eingeschlafenen Nachtwächter erschreckten.
Die Kopflosen hatten zu Lebzeiten ein schlimmes Verbrechen begangen. Ihnen war es aber gelungen, sich der irdischen Gerechtigkeit zu entziehen. Als Strafe fanden sie keine Ruhe im Grab und mussten kopflos herumirren.

Ausschnitt aus
Der Nachtwächter und der Kopflose
v. Hans Vogtmann
mit freundlicher Erlaubnis von
Hannelotte Hartel, geb. Vogtmann

                                    Das Ehstandslied
Stand in Wernges eine Hochzeit an, so sammelte sich die Werngeser Jugend vor dem Hochzeitshaus und sang das Ehstandslied.
Dann wurde dem Brautpaar gratuliert und danach gab es noch eine Zugabe.
Vom Bräutigam bekamen die Sänger einen ordentlichen Geldbetrag, mit dem dann ein gemütlicher Abend in der Wergeser Wirtschaft finanziert wurde.
Zum ersten Mal gepoltert wurde in Wernges 1965. Eingeführt haben es die "Saarländer". Diese kamen damals regelmäßig in jedem Jahr als Sommerfrischler nach Wernges.

Und der Mann darf die Pflicht nicht verletzen,
sein Weib muss er lieben und schätzen;
:,: denn wo Liebe und Eintracht stets haust,
frohe Tage die bleiben nicht aus. :,:

Ohne Reichtum lebt mancher zufrieden,
wenn auch Armut ihn drücket hienieden.
:,: Ohne Reichtum lebt mancher oft vergnügt,
wenn auch Armut zu Boden ihn biegt. :,:

Sollte Gott auch das Ehepaar einst trennen,
soll keines als Klage es nennen.
:,: Was ihr geschworen habt am heiligen Altar,
haltet fest bis zur Todesbahr. :,:


Ehstandslied bei Wähnesch

Ehstandslied bei Dörings

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü