Feldfrevel - Wernges

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Feldfrevel

DORFLEBEN > Arbeiten in Haus und Hof

Feldfrevel
Der Schutz der Felder  war in allen Dörfern ein wichtiges Anliegen. Selbst kleinste Verstöße wurden streng bestraft. Die bittere Armut einiger Dorfbewohner verleitete zu Mundraub und Diebstahl. Die Gefahr erwischt zu werden war zwar gering, aber umso kleinlicher wurde geahndet und bestraft. Aufgabe des bewaffneten Feldschützes war es, die Felder zu überwachen und jeden Verstoß zur Anzeige zu bringen.
Bis ins späte Mittelalter wurde das Versetzen von Grenzsteinen mit grausamen Todesstrafen bedroht (z. B.: lebendig mit dem Kopf nach unten an der Stelle des versetzten Grenzsteines in ein Erdloch eingegraben).
Über den Tod hinaus mussten die Grenzfrevler damit rechnen, als ruhelose Geister herumzuirren.
LINK: Grenzfrevler    

Werngeser Feldrügenregister
von geringfügig bis kriminell

Udo Döring hat mir aus den ihm vorliegenden Kopien eine kleine Auswahl von Anzeigen zur Verfügung gestellt. Die Vorfälle liegen zwar über 100 Jahre zurück, trotzdem haben wir einige Nachnamen nur mit dem Anfangsbuchstaben wiedergegeben. Es soll kein Anlass gegeben werden, sich seiner Vorfahren zu schämen.
Paul Lang (Pauls) war um 1890 Feldschütz


Fritze Kurt war gleichzeitig Friedhofswärter und Totengräber war. Der hätte ein Gewehr und würde auch schießen. So drohte man uns Kindern. Mit Gewehr habe ich ihn nie gesehen und geschossen hätte er bestimmt nicht, aber wir haben uns doch gut überlegt, eine Abkürzung durch die Wiese zu nehmen.

Fritze Kurt

Auch kleinste Verstöße wurden angezeigt:
1863
Katharina Dörr, Kindermagd bei Valentin Wahl in Wernges ist den 25 Juli durch die Taubengraben Wiesen gegangen durch das Grummetgras
Angezeigt durch mehrere Besitzer

Pfeffer Kaspar …  dessen Tochter den 6. Juli durch die Hofreite
(über den Hof) gegangen.
Angezeigt durch Leonhard Koch

1872
Bätz Bartel den 1. Dezember  im Schäfergarten dem Heinrich Stöppler II. 2 Bretter in seinen abgeernteten Garten geworfen.
Derselbe hat am 4. Dezember den ganzen Tag Stroh durch den Garten getragen.

1876
Katharina und Barbara Köhler, Töchter der Maria Köhler, Konrad Köhlers Witwe haben den 9.  und 10. Januar über dem s. g. Schmiedsbrunnen Wasser geholt

1883
Schmidt, Konrad, zu Wernges, dessen 10 Stück Hühner sind den 23. Oktober dem Paul Lang zu Wernges in seinem Grasgarten gewesen

1885
Koch Leonhards Frau hat am 25. Oktober dem Johannes Hedtrich in seinem Garten an der Pfuhlkaute die Äpfel gelesen, welche von dem in ihrem d. h. Kochs Garten stehenden Baum in Folge des Rüttelns in Hedtrichs Garten gefallen waren. Der Garten war zur Zeit abgeerntet und teils durch eine Hecke eingefriedet und teils nicht.

1892
am 21. September sind dem Nikolaus Bonacker zu Wernges von seinen Hühnern 2 Stück und ein Hahn in dem Heinrich Schmier zu Wernges in seinem Grasgarten gewesen

1898
Karl Schwarz von Wernges durch den Wiesengrund am unteren Taubengraben von oben bis unten gegangen
Angezeigt durch mehrere Besitzer

1906
Diehl Heinrich zu Wernges ist dem Heinrich Östreich zu Wernges mit einem Wagen welcher beladen mit Hafer über seine Hofreite
(über den Hof) gefahren
Dem Heinrich Östreich seine zwei Schweine sind dem Heinrich Diehl am 12 Dezember durch den Holzschuppen in seinen Grasgarten gelaufen, und wie die Schweine im Holzschuppen waren so hat der Johannes Diehl die Tiern (Türen) zugeriegelt das die Östreich Frau sie nicht konnte heraus holen.


Mundraub/Diebstahl
1862
Balthasar B., dessen Frau morgens um 10 Uhr ein ½ Bast Gras gemäht mit der Sichel
Angezeigt durch mehrere Besitzer

1863
N. Konrad, dessen Frau den 11. September dem Johannes Schmidt 2 Kartoffelstöck ausgerupft

1866
H. Heinrich der (dessen) Frau den 17 Oktober wurde durch Hausführung (Hausdurchsuchung) 2 Stück Runkel und Kohlraben gefunden welche sie als gesteelt (gestohlen) zugab
Dessen Tochter Maria am 28 September um 6 Uhr abends von der Heeg einen halben S. Kartoffel entwendet

W. Heinrich 3 am 17 Oktober wurden gleichfalls 60 Stück Runkel, 8 Kohlraben durch Hausführung aufgefunden

1874
B‘s Frau auf dem Friedhof von den Gräbern mehrere Blumen ausgegraben und auf ihrer Tochter Grab gesetzt 20. Juni


Flurschaden
1860
Kalbfleisch Heinrich ist den Berelzen Acker gefahren die Wagenspur 5 ½ Zoll breit und 16 Fuß lang nicht eingehalten
Angezeigt durch Johannes Euler

1862
Euler Georg um 9 Uhr am Heidberg mit 6 Lämmern in den Kartoffeln geweidet
Angezeigt durch Konrad Lippert

1872
Koch Leonhard den 6. Juni am nassen Acker das Wasser in den anderen von Heinrich Kalbfleisch geleitet.

1893
am 27. März hat Konrad Predigers Knecht bei Forstwart Wienold  dem Johannes Wienold 1. mit 2 Stück Vieh bespannten Wagen mit einem Pfuhlfass über seinen Acker hinterm Langentannenwald gefahren

Prediger Heinrich, ledig hat am 22. Juli dem Johannes Wienold 1.  beide von Wernges, in der Buchwaldecke 2 ½ Meter lang 48 ½ Meter breit in die Erbsen gewändet (gewendet).

hartnäckig:
Am 17. Oktober ist Heinrich Stöppler 3. Witwe ihr Sohn Heinrich, ledig zu Wernges dem Johannes Möller dahier mit einem Wagen voll Kartoffel welcher war mit 4 Stück Rindvieh bespannt am Acker hinter dem Jägerhaus durch die Kolleraben  Meterlang gefahren
Am 18. ist Heinrich Stöppler mit seinem Bruder Johannes mit Dückwurzeln
Durch die Kolleraben gefahren
Am 24. sind beide mit Kolleraben durch die Kolleraben gefahren

Sicherlich nur aus Versehen:
1909?
D. hat am Acker hinter dem Jägerhaus 1 m 60 cm über die Grenze geackert
D. hat am Acker hinter dem Jägerhaus 1 m über die Grenze geackert
M. hat am Acker dem Gänsacker 1 Meter über die Grenze geackert
N. hat am Acker hinter dem Jägerhaus 1,20 m über die Grenze geackert
S. hat am Acker der lange Tannenwald 1 m über die Grenze geackert
S. hat am Acker die Gänsacker 1 m über die Grenze geackert
W. hat 1,20 m über die Grenze geackert

Auch aus Versehen?
XY. hat an seinem Acker vor dem Tannenwald den Flurstein umgeändert

Udo hat in seinen Unterlagen einen weiteren schweren Fall von Feldfrevel entdeckt und zur Anzeige gebracht. Die Beweislage ist eindeutig, da der Fall fotografisch belegt werden kann.

Wer es noch nicht gemerkt hat - der letzte Fall ist ein Scherz von Udo. Das Huhn, die Nachbarin und ihr Enkel waren herzlich willkommen.

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