Die ersten Jahre im Frieden - Wernges

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Die ersten Jahre im Frieden

Geschichte > 2. Weltkrieg u. danach

Bürgermeister

Der Werngeser Bürgermeister, Bredchesch Heiche, war kein Parteimitglied der NSDAP gewesen. Als er seine Tochter Elsbeth einmal zu einem Treffen der Bürgermeister nach Frankfurt mitnahm, war diese überrascht und ein bisschen enttäuscht. Die anderen Bürgermeister hatten alle eine schicke Uniform und ihr Vater nur einen Anzug. Begeistert war sie allerdings vom Anblick des riesigen Zeppelins, den sie auf dem Flugplatz bestaunen konnte.
Auf Befehl der Amerikaner wurden alle bisherigen Bürgermeister vom neuen Landrat Mandt abgesetzt. Diggeds Hans, sein Vater und Bredchesch Heiche arbeiteten auf dem Acker, als Mandt in einem Jeep zu ihnen fuhr und den Werngeser Bürgermeister für abgesetzt erklärte. Dann fragte er Diggeds Konrad nach seinem Namen und sagte: "Herr Dickert, Sie sind jetzt Bürgermeister." Das lehnte der aber ab.  
Fritze Hein, der zu den wenigen Werngesern gehörte, die 1933 nicht NSDAP  gewählt hatten, wurde Bürgermeister. Kein leichtes Amt in dieser schwierigen Zeit. Mithilfe des abgesetzten Vorgängers versuchte er seine schwierigen Aufgaben zu erledigen.
Als eine Frau laut schreiend in seinem Büro immer wieder eine Holzlieferung verlangte, die ihr nicht zustand und einfach nicht zu beruhigen war, gab er ihr eine Ohrfeige. Das war seine letzte Amtshandlung. „Die Amerikaner dulden keinen Bürgermeister, der Frauen schlägt“, wurde ihm von Landrat Mandt mitgeteilt und damit war nach nur 4 Wochen seine Amtszeit beendet.
Der junge Schomeiesch Werner wurde neuer Bürgermeister und blieb es viele Jahre bis zur Eingemeindung mit Lauterbach.


Werngeser Bürgermeister

 

Bredchesch Heiche

Fritze Hein

Schomeiesch Werner
An seiner Hochzeit war
er bereits Bürgermeister.

Versorgung
Im Krieg war die Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern noch relativ gut. Vieles wurde aus den besetzten Gebieten „geholt“. Das hatte nach dem Krieg ein Ende.
Lebensmittel und andere Waren gab es auf Lebensmittelkarte und Bezugsschein.
In Wernges lebten die meisten Bewohner noch auf dem eigenen Bauernhof. Zwar mussten sie einen Teil der Ernte und auch Fleisch aus der eigenen Schweinezucht abgeben, aber für den Eigenbedarf reichte es dann meist doch noch. 

(s. auch Wiegesäuchen)

Wir hatten noch etwas Ackerland und hielten 2 Schweine, Hühner, Ziegen und Stallhasen zur Selbstversorgung. So war es auch in einigen anderen Familien.     
Angebaut wurden Kartoffeln für die Eigenversorgung und Schweinemast, Getreide für die Hühner und als Kleie oder Schrot für die Schweine.  
Gras und Heu für die Stallhasen und Ziegen (Kuh des kleinen Mannes) lieferten die Feldwege und ungenutzten Flächen der Gemeinde. Diese wurden an den Meistbietenden für ein Jahr zur Nutzung verpachtet („verstrichen").
Alle Feldarbeiten, die man nicht selbst erledigen konnte (Pflügen, Kartoffelroden, …), wurden von einem Bauern übernommen. Als Gegenleistung half die Familie (einschließlich Kinder) z. B. bei der Ernte in dessen Betrieb.
Kein Land besaßen die über 100 Heimatvertriebenen  und Evakuierten. Ihnen stand lediglich ein kleiner Acker (oberhalb des Wasserwerkes) zur Verfügung, den sie sich in Gartenbeete aufgeteilt hatten. Darüber hinaus arbeiteten sie für dringend benötigte Naturalien bei den Landwirten.

Das Ackerland am Ende des Willofser Weges war ursprünglich bewaldet. Es wurde gerodet. Fritze Hein war gelernter Sprengmeister und sprengte die Baumstümpfe aus dem Boden. Das so gewonnene Holz nannte man Stockholz. Zur Verwertung des Holzes gründete er ein Unternehmen und hatte bis zu 30 Mitarbeiter.
Das neu gewonnene Ackerland sah anfangs noch sehr wüst aus. In Anlehnung an das damals vom Koreakrieg zerstörte Land nannte und nennt man dieses Flurstück noch heute „Korea“.


 
 
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