Vier Themen widmete sich der Referent anschließend: „Allein die Gnade", „Zwei Herrschaftsbereiche", „Die Freiheit des Gewissens" und „Was gibt es da zu feiern?".
Luther habe sich immer die Frage gestellt, wie er einen gnädigen Gott finde und allen Menschen die Gnade zugänglich gemacht werden könne. Die Reformation habe auch die Trennung von Staat und Kirche hervorgebracht; die Idee eines christlichen Staates sei zwar aufgegeben worden, doch sei der Schutz des Staates weiterhin wichtig gewesen.Freiheit des Glaubens dürfe nicht von oben angeordnet werden, sondern orientiere sich an der Heiligen Schrift, so Propst Schmidt. Deshalb könne jeder zum Diener der Menschen werden, wie es die Bibel fordere; aber auch jeder habe das Recht, seinen Glauben zu leben. Deshalb sei Luther gerade in der heutigen Zeit wieder aktuell. In 2017 könnten 500 Jahre Reformation gefeiert werden und der 31. Oktober werde deshalb deutschlandweit ein arbeitsfreier Tag sein.
Folgende Herausforderungen wurden angesprochen: „Dem Volk aufs Maul schauen, aber nicht nach dem Mund reden", „Gnade für eine gnadenlose Zeit", „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden", ..Das Grund recht auf Religionsfreiheit", „Mach dir mal nicht so 'nen Kopp!" sowie
„Gegen Aktivismus und für Gottvertrauen" beziehungsweise „Wir wollen eine seelsorgende Kirche sein!" Luther habe das Evangelium so weiter tragen wollen, dass es jeder verstehe; heute sei die Botschaft in einer gnadenlosen Zeit immer wichtiger geworden, Christen sollten für Glauben- und Gewissensfreiheit eintreten, und auch der „Nichtglaube" dürfe frei gelebt werden.
In der anschließenden Diskussion wurde die evangelische Kirche als zu liberal und „nicht greifbar nach außen" gesehen; dem Schmidt zustimmte, aber auch deutlich machte, dass mediale Präsenz nicht alles sei, sondern wichtiger sogar das „Ge-sicht-zu-Gesicht"
Es sei nicht Aufgabe der Kirche über den Glauben zu reden, sondern es sei Aufgabe der Christen, wurde weiterhin festgestellt; aber auch kritisiert, dass im Religionsunterricht die Chance nicht genutzt werde, den Kindern biblische Geschichten näher zu bringen, so eine Mutter. „Man kann keinen Menschen zum Glauben zwingen", so die Antwort des Propstes, wofür er viel Zustimmung bekam.
Termine
Weiter geht es in der Veranstaltungsreihe „Radikale Lebenswege" am kommenden Donnerstag, 12. März, wenn im Gemeindehaus Wallenrod Pfarrer Christoph Gerdes vom „radikal zugewandten Leben" der ökumenischen Iona-Kommunität in Schottland und deren radikalen Einsatz für Frieden und soziale Gerechtigkeit berichtet.
Am Donnerstag, 19. März, dreht sich bei Referent Oliver Koch alles um „radikale Beliebigkeit". Der Beauftragte für Weltanschauungsfragen gibt in Frischborn Auskunft darüber, was radikale Atheisten bewegt und womit sie die Kirche herausfordern.
Ein Dokumentarfilm zum radikal hingegebenen Lebensweg Mutter Teresas beschließt die Themenreihe am Donnerstag, 26. März, im Gemeindehaus Maar. Mutter Teresa sei fast 18 Jahre nach ihrem Tod noch immer allgegenwärtiges Sinnbild radikaler Nächstenliebe und Hingabe. Im Porträt „Heilige der Dunkelheit" zeigen die Filmemacher einfühlsam und überraschend die inneren Konflikte, mit denen Mutter Teresa zeit ihres Lebens kämpfte.
Der Besuch der Abende ist kostenfrei und der Beginn jeweils um 19.30 Uhr.